Freitag, 9. Dezember 2011

Theo Lingen

* 10. Juni 1903, Hannover
† 10. November 1978, Wien
eigentlicher Name: Franz Theodor Schmitz


Theo Lingen in
"Hurra, die Schule brennt!"
Der Sohn eines Justizrates debütierte mit 18 Jahren in Hannover am Boulevardtheater "Schauburg"; später wechselte er ans Residenztheater, wo er in Komödien und expressionistischen Dramen auftrat. Weitere Theaterstationen waren Halberstadt, Münster, Frankfurt am Main und Berlin. 1936 holte ihn Gründgens an die Preußischen Staatstheater, denen er bis 1944 angehörte. Von Anatole Litvak entdeckt, begann seine Filmlaufbahn mit "Dolly macht Karriere" (1930). Lingen schrieb Stücke, die er selbst inszenierte und in denen er in die Rolle des Hauptdarstellers schlüpfte.

Der Komödiant spielte vorwiegend im musikalischen Lustspiel, aber auch Schurken in Kriminalfilmen fielen in sein Fach. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wirkte er in über 100 Filmen mit, ohne auf der Besetzungsliste ganz oben zu stehen. Er war immer die komische Nummer - einer, der die Höflichkeit übertreibt, ein "Überdiener" oder "Überkellner", wie der Film-Kurier schrieb.

Lingen führte auch häufig Regie, so in Paul Linckes Operettenverfilmung "Frau Luna" (1941). Nach 1945 erwarb er die österreichische Staatsbürgerschaft und gehörte zum Ensemble des Burgtheaters. Im Nachkriegsfilm war Lingen dann der Star, auf den die Hauptrollen zugeschnitten wurden; zusammen mit Hans Moser bildete er ein unschlagbares Komikerduo. Er scheute keinen Klamauk wie in "Der Theodor im Fußballtor" (1950), mischte auch in Heimatschnulzen und Karl-May-Filmen mit. In den 1960er und 1970er Jahren wirkte er häufig in klassischen Operetten wie "Orpheus in der Unterwelt" (1973) mit.

Theo Lingen in "Pepe, der Paukerschreck". Einweg-Werbematerial. Rechte bei Constantin Film.
Lingen war seit 1928 mit der Sängerin Marianne Zoff verheiratet.

Mit näselnder Stimme trieb Lingen das Preußisch-Exakte auf die Spitze. Unnahbar und mit den Allüren eines Großbürgers hielt er Distanz zu den Menschen, egal ob als Sekretär, Schuldirektor oder Bauernfänger. Seine Diener überschütteten die Welt mit naserümpfender Verachtung, sie waren die strengsten Kritiker ihrer Herrschaften. Als einer der großen Komiker und Eigenbrötler des deutschen Films bleibt er unvergessen.

Gastautor: Joachim Kramp
Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors seinem Buch "Das Edgar Wallace Lexikon" (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH, Berlin 2004) entnommen und leicht überarbeitet.

Filmografie

Auftritte in Lümmel- und Paukerfilmen
Weitere Auftritte in Film und Fernsehen

Theo Lingen in "Zum Teufel mit der Penne"
1929: Ins Blaue hinein

1930: Dolly macht Karriere; Zwei Krawatten; Das Flötenkonzert von Sanssouci; 1931: Zwei himmelblaue Augen; Mann ist Mann; Die Firma heiratet; M - Eine Stadt sucht einen Mörder; Nie wieder Liebe; Meine Frau, die Hochstaplerin; Ronny; 1932: Moderne Mitgift; Zigeuner der Nacht; Der Diamant des Zaren; Friederike; So ein Mädel vergisst man nicht; Der Frauendiplomat; Die Gräfin von Monte-Christo; Mein Name ist Lampe; Ein toller Einfall; Das Testament des Cornelius Gulden, Im Banne des Eulenspiegels; 1933: Wie werde ich energisch?; Die Goldgrube; Marion, das gehört sich nicht; Meine Frau, seine Frau; Welle 4711; Eine Stadt steht Kopf; Der große Bluff; ...und wer küsst mich?; Die kleine Schwindlerin; Gipfelstürmer; Das Testament des Dr. Mabuse; Flucht nach Nizza; Kleiner Mann - was nun?; Liebe muss verstanden sein; Gutgehendes Geschäft zu verkaufen; Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt; Walzerkrieg; Kleines Mädel - großes Glück; Höllentempo; Zwei im Sonnenschein; Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin; Das Lied vom Glück; Keine Angst vor der Liebe; Der Jäger aus Kurpfalz; 1934: Die Abschieds-Symphonie; Ich sehne mich nach dir; Herr oder Diener?; Schlagerpartie; Die Finanzen des Großherzogs; Konjunkturritter; Csibi, der Fratz; Der Doppelgänger; Ein Mädel wirbelt durch die Welt; Das Blumenmädchen vom Grand-Hotel; Mein Herz ruft nach dir; Gern hab' ich die Frau'n geküsst; Schön ist es, verliebt zu sein; Ein Walzer für dich; Liebe dumme Mama; Der verlorene Sohn; Frühjahrsparade; Ich heirate meine Frau; Ich kenn' dich nicht und liebe dich; Ihr größter Erfolg; 1935: Held einer Nacht; Das Einmaleins der Liebe; Petersburger Nächte; Die Katz' im Sack; Ein falscher Fuffziger; Der Schlafwagenkontrolleur; Der Himmel auf Erden; Winternachtstraum; Ich liebe alle Frauen; Der Ammenkönig; Im weißen Rössl; 1936: Der Kurier des Zaren; Die Entführung: Opernring; Der verkannte Lebemann; Ungeküsst soll man nicht schlafen gehn; Fräulein Veronika; Ein Hochzeitstraum; Till Eulenspiegel; Die Leute mit dem Sonnenstich; Es geht um mein Leben; Premiere; 1937: Die verschwundene Frau; Fremdenheim Filoda; Die unentschuldigte Stunde; Gefährliches Spiel; Der Mann, von dem man spricht; Heiratsinstitut Ida & Co; Die Austernlilli; Zauber der Boheme; 1938: Der Optimist; Die unruhigen Mädchen; Der Tanz auf dem Vulkan; Der Tiger von Eschnapur; Immer wenn ich glücklich bin...!; Das indische Grabmal; Diskretion - Ehrensache; Dir gehört mein Herz; 1939: Opernball; Das Abenteuer geht weiter; Marionette; Drunter und drüber; Marguerite; Hochzeitsreise zu dritt

1940: Sieben Jahre Pech; Rosen in Tirol; Der ungetreue Eckehart; Was wird hier gespielt?; Das Fräulein von Barnhelm; Herz - modern möbliert; 1941: Rote Mühle; Hauptsache glücklich!; Dreimal Hochzeit; Frau Luna; Was geschah in dieser Nacht; Sonntagskinder; 1942: Sieben Jahre Glück; Wiener Blut; 1943: Tolle Nacht; Liebeskomödie; Johann; 1944: Das Lied der Nachtigall; Es fing so harmlos an; 1945: Glück muss man haben; 1946: Der König streikt; Tanzrausch; 1948: Hin und her; 1949: Schuss um Mitternacht; Philine; Liebesheirat; Nichts als Zufälle; Um eine Nasenlänge

1950: Der Theodor im Fußballtor; Jetzt schlägt's 13; 1951: Die Mitternachtsvenus; Durch dick und dünn; Hilfe, ich bin unsichtbar; 1952: Die Diebin von Bagdad; Schäm' dich, Brigitte!; Man lebt nur einmal; Heidi; 1953: Heimlich, still und leise; Heute nacht passiert's; Die vertagte Hochzeit; Die Tochter der Kompanie; Hurra - ein Junge!; 1955: Die Wirtin zur goldenen Krone; Wie werde ich Filmstar?; Wenn die Alpenrosen blüh'n; Heidi und Peter; 1956: Wo die Lerche singt; Ein tolles Hotel; Das Liebesleben des schönen Franz; Opernball; Meine Tante, deine Tante; Der Mustergatte; 1957: Mit Rosen fängt die Liebe an; Vater macht Karriere; August, der Halbstarke; Familie Schimek; Die Unschuld vom Lande; Egon, der Frauenheld; Drei Mann auf einem Pferd; Die Beine von Dolores; Almenrausch und Edelweiß; 1958: Im Prater blüh'n wieder die Bäume; Ein Lied geht um die Welt; Die Sklavenkarawane; Eine Reise ins Glück; 1959: Die Nacht vor der Premiere; Der Löwe von Babylon; Die Gans von Sedan

1960: Pension Schöller; Sie können's mir glauben (TV); Eine Frau für's ganze Leben; Der Teufel hat gut lachen; 1961: Die Kassette; Bei Pichler stimmt die Kasse nicht; 1963: Das alte Hotel (TV); Berlin-Melodie (TV); Der Musterknabe; 1964:Minna von Barnhelm (TV); Kolportage (TV); Tonio Kröger; Hilfe, meine Braut klaut; 1965: Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie (TV); Die fromme Helene; 1966: Die Donau-Geschichten (TV); 1967: Das große Glück; Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche; 1968: Was Ihr wollt (TV); 1969: Königin einer Nacht (TV); Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas (TV)

1971: Wer zuletzt lacht, lacht am besten; Tante Trude aus Buxtehude; Die Rudi Carell Show (TV); Hilfe, die Verwandten kommen; Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut; Ball im Savoy (TV); Die tollen Tanten schlagen zu; 1973: Die Powenzbande (TV); So'n Theater (TV); 1974: Treffpunkt Herz (TV); Der Monddiamant (TV); 1975: Tristan (TV); Im Hause des Kommerzienrates (TV); Hoftheater (TV); Beschlossen und verkündet (TV); Damals wie heute (TV); Der Geheimnisträger; 1976: Klimbim (TV); Katja & Co. (TV); 1977: Max und Moritz (TV); Pariser Geschichten (TV); 1978: Lady Dracula; Zwei himmlische Töchter (TV); Kleine Geschichten mit großen Tieren (TV)

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