Freitag, 9. Dezember 2011

Zum Teufel mit der Penne


Die Lümmel von der ersten Bank, Teil 2

Schon wieder ist dem Fernsehreporter Peter Roland eine Reportage völlig missglückt! Da wird es Zeit, dem Vorgesetzten endlich einmal etwas "Ordentliches" zu bieten. Anstelle seines schusseligen Bruders, des Lehrers Dr. Wilhelm Maria Tell, lässt er sich im Rahmen eines Lehreraustausches zwischen der Schweiz und Deutschland ins Mommsen-Gymnasium in Baden Baden schmuggeln, um inkognito zum Thema "Bildungsnotstand" zu recherchieren... So kommt es, wie es kommen musste: Der Pseudo-Lehrer bekommt die Klasse 10a zugeteilt, in der der Chef-Lümmel Pepe Notnagel keine Gelegenheit auslässt, die Lehrer zu Witzfiguren zu machen. Doch mit dem Neuen kommt Schwung in die Klasse, darüber hinaus ist Marion Notnagel begeistert von Peter Roland alias Wilhelm Tell. Und als dieser dann die Rückversetzung von Pepes ganzer Klasse verhindern kann, ist das Eis schlussendlich gebrochen!

Die Streiche

Heintje und Peter Alexander in "Zum Teufel mit der Penne". Dieses Bild wurde zur Verfügung gestellt von EuroVideo.
Der Geigen-Streich
Auch dieser Film beginnt mit einer "Halluzination" von Dr. Knörz. Pepe Notnagel tauscht Knörz' Geige, ein kostbares Familienerbstück, gegen eine Fidel aus dem Sonderangebot aus und zertrümmert diese anschließend vor den Augen des entsetzten Lehrers. Als er jedoch mit den Überbleibseln der Geige ins Direktorat gerufen wird, kann er das echte, unbeschädigte Instrument vorzeigen. Erneut ist Direktor Taft der Meinung, Dr. Knörz wäre "überreizt".

Der Auszieh-Streich
Als die Biologie-Lehrerin Pollhagen ihren Aufklärungsunterricht mit den Worten "Machen Sie sich frei!" beginnt, ziehen sich alle Schüler der Klasse Hosen und Oberteile aus und jagen die Lehrerin mit dem Ruf "Hose runter!" aus dem Zimmer.

Der Mathearbeit-Streich
Pepe hat sich einen sicheren Mann für das Lösen der Klassenarbeit in Mathematik ausgesucht. Als er aber von diesem versetzt wird, bittet er "Dr. Tell", die Aufgaben zu lösen. Da Tell von Mathematik keine Ahnung hat, wendet er sich mit einem kleinen Trick an den Direktor, der sich an seiner Stelle den Kopf zermartert. Durch ein Walky-Talky gibt Tell anschließend die Lösungen an Pepe weiter. Dieser versucht während der Mathearbeit, die Lösungen mithilfe von Morsezeichen der Klasse zu verstehen zu geben. Um zusätzliche Sicherheit zu schaffen, wird der Lösungszettel einfach an Blaumeiers Rücken geklebt.

Der Ministerialrats-Streich
Wegen Tafts schlechten Lösungen haben alle Schüler der 10a in der Mathearbeit Sechsen geschrieben. Es wird daher von Seiten des Kollegiums angeordet, die Klasse um ein Jahr rückzuversetzen. Zu diesem Zweck soll Ministerialrat von Klausewitz die Klasse in allen Fächern auf Herz und Nieren prüfen. Durch geschickte Telefonstreiche kann man jedoch das Eintreffen von Klausewitz' verhindern und schickt stattdessen Peter Roland alias Dr. Tell verkleidet an die Schule. Die Fragen und Antworten haben alle Beteiligten natürlich vorher auswendig gelernt. So macht die Klasse eine hervorragende Figur und lässt den Lehrkörper einmal mehr "alt aussehen".

Filmkritik

Der Erfolg des ersten Lümmel-Films gab den Machern ja schon Recht damit, dass die humoristische Betrachtung des Schulwesens vor allen Dingen in der Zielgruppe der Sechs- bis Vierundzwanzigjährigen gut ankam. Das vornehmlich junge Publikum lechzte förmlich nach neuen "Abenteuern" der Pennäler rund um Pepe Nietnagel, sodass ein zweiter Teil unter dem Titel "Zum Teufel mit der Penne" recht schnell folgen sollte. Leider wurde die gute Arbeit, die mit "Zur Hölle mit den Paukern" abgeliefert wurde, nicht fortgesetzt, sondern es entstand eine doch im Großen und Ganzen unwürdige Fortsetzung.

In dieser Fortsetzung dreht sich wieder (fast) alles um die ungeliebte Klasse, die unter anderem auch von Pepe Notnagel besucht wird. Nachdem Dr. Kersten mit seiner angetrauten Helena Taft das Weite gesucht hat, ist wieder alles beim alten: ungeliebte, strenge, konservative Lehrer so weit das Auge reicht! Da ist es umso erfreulicher, dass mit Dr. Tell frischer Wind in die Lehrerschaft kommt.

Szenenfoto aus "Zum Teufel mit der Penne"
Die inkonsequente Weiterführung bekannter Figuren wurde hier wirklich auf die Spitze getrieben: Hannelore Elsner, in Teil 1 noch Geneviève Ponelle, ersetzt hier Uschi Glas als Pepes Schwester. Georg Thomalla verschwindet vollkommen von der Bildfläche, dafür darf das Kölsche Urgestein Willy Millowitsch als Vater Kurt ran. Und schließlich wird aus der Familie Nietnagel 'mal flugs die Familie Notnagel. Das alles wäre noch halbwegs zu verkraften, wenn nicht das Drehbuch an sich einige unverzeihliche Schwächen aufweisen würde. Die Streiche der Schülerschaft rücken zusehends in den Hintergrund, die Bühne wird freigeräumt für eine einzige Schlager-Party, in der sich Peter Alexander und Heintje - vor allen Dingen zu Beginn - ein Stelldichein des musikalischen Bodensatzes geben. Aber darauf muss man sich schon im Voraus einstellen: Wenn einem die Namen Peter Alexander und Heintje in trauter Glückseligkeit vereint auf einem Kinoplakat entgegenprangen, muss es Gesangseinlagen geben. Das war Ende der 1960er Jahre im deutschen Kino wohl ebenso ungeschriebenes Gesetz wie es heutzutage Gesetz ist, solche Gesangseinlagen schrecklich altbacken zu finden. "Glücklicherweise" halten sich die beiden Barden dann doch noch halbwegs zurück, dem kompletten Overkill an Heintje- und Alexander-Songs sollten die Zuschauer erst im vierten Teil, "Hurra, die Schule brennt", erliegen dürfen.

Zwar wird wie bereits im Vorgängerfilm darauf Wert gelegt, die elementaren Unterschiede zwischen dem jungen "Lehrkörper" Dr. Tell und den alteingesessenen Vertretern des Lehrerkollegiums des Mommsen-Gymnasiums auf humoristische Art und Weise darzulegen, aber die kritischen Untertöne, durch die "Zur Hölle mit den Paukern" noch neben all seinem Humor überzeugen konnte, müssen im Falle von "Zum Teufel mit der Penne" vermisst werden. Dass das kein großer Mangel sein muss, zeigt später der dritte Teil "Pepe, der Paukerschreck", der überwiegend durch seinen charmanten Humor zu den besten Teilen der Reihe zu zählen ist. Doch beim hier vorliegenden Film mangelt es einfach zu sehr am ausgleichenden Element "Humor", selbst der sonst von mir so hochgeschätzte Willy Millowitsch schafft es in seinen spärlichen Auftritten nicht, das Ruder noch einmal rumzureissen.

So bleibt mir nichts anderes übrig als
frisch, fromm, fröhlich, frei 
zum Ende zu kommen:

Große Erwartungen wurden in den Nachfolger der "Lümmel von der ersten Bank" gesetzt. Erwartungen, die größtenteils nicht erfüllt wurden. Einen gewissen Charme hat der Streifen, aber letztendlich fehlt ihm doch zuviel, um ein guter Vertreter des 1960er-Jahre-Klamauks aus deutschen Landen zu sein. In der Masse dieser Filme fällt der zweite Teil der "Lümmel"-Reihe qualitativ ab, in der Betrachtung der Gesamt-Reihe ist er neben "Hurra, die Schule brennt" wohl der schlechteste Film.

Gastautor: Michael Olk

Cast und Crew

Einweg-Werbematerial.
Rechte bei Constantin Film /
Euro Video.
Regie: Werner Jacobs. Regie-Assistenz: Margrith Spitzer. Drehbuch: Georg Laforet (d.i. Franz Seitz). Kamera: Wolf Wirth. Kamera-Assistenz: Frank Brühne, Fritz Seemann. Bauten: Wilhelm Vorwerg, Walter Kutz. Ton: Gerhard Müller. Kostüme: Ina Stein. Masken: Werner Schröder, Herta Kyrath, Jupp Paschke. Schnitt: Jutta Hering. Musik: Peter Thomas. Alle Lieder erschienen auf Ariola-Schallplatten. Aufnahmeleitung: Gerhard Selchow. Produktionsleitung: Herbert Kerz. Herstellungsleitung: Fritz Klotzsch. Drehzeit: 28. August bis 07. Oktober 1968. Atelier: CCC-Studios, Berlin. Außenaufnahmen: Berlin, Baden Baden. Produktionsfirma: Rialto Film Preben Philipsen GmbH & Co. KG, Berlin und Terra Filmkunst GmbH, Berlin. Produzent: Horst Wendlandt. Erstverleih: Constantin-Film, München. Weltvertrieb: Export Bischoff & Co. GmbH, München. Länge: 2696 Meter. Filmdauer bei Kinoprojektion (24 Einzelbilder pro Sekunde): 99 Minuten. Filmdauer bei Fernsehprojektion (25 Einzelbilder pro Sekunde): 94 Minuten. Format: 35 mm; Farbe (Eastmancolor), 1:1.66. FSK: 03. Dezember 1968; 39993; 6 nff. Uraufführung (Premiere): 12. Dezember 1968, Metro, Kiel. Uraufführung (Massenstart): 14. Dezember 1968. Anmerkung: Der Film wurde für mehr als drei Millionen Zuschauer mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.

Die Personen und ihre Darsteller:
Dr. Peter Roland: Peter Alexander. Direktor Taft: Theo Lingen. Pepe Nietnagel*: Hansi Kraus. Marion Nietnagel: Hannelore Elsner. Kurt Nietnagel: Willy Millowitsch. Studienrat Knörz: Rudolf Schündler. Studienrat Blaumeier: Balduin Baas. Studienrätin Pollhagen: Inge Wolffberg. Pedell Bloch: Hans Terofal (d.i. Hans Seitz). Stohler: Gerd Vespermann. Dr. Burki: Joachim Teege. Frau Burki: Sabine Bethmann. Pierre de Dent: Achim Strietzel. Oberin: Edith Schollwer. Ian: Heintje. Schlagzeuger: Matthias Wendlandt.

*) In allen Unterlagen zum Film lautet der Name der Familie "Nietnagel", im Film wird sie jedoch, nach Peter Alexanders ausdrücklichem Wunsch, "Notnagel" genannt.
  • Peter Alexander singt: "Komm und bedien dich", "Honey"
  • Heintje singt: "Mama", "Ich bau dir ein Schloss"

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